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Over The Rainbow

Ich war überrascht und hingerissen. So leichtfüßig hatte ich diesen Song noch nie gehört. Eine Ukulele im durchgängigen Südseegroove und diese weiche Stimme bringen die Sehnsucht zum Tanzen. Keine langen getragenen Töne, keine große Besetzung –  Schlichtheit ist angesagt. Der hawaiianische Musiker Israel Kamakawiwoʻole steckt hinter dieser außergewöhnlichen Interpretation von „Over The Rainbow“. So verzichtet er auf den großen Intervallsprung, der dem Wort „somewhere“ im Original gleich zu Beginn großes Gewicht verleiht. Bei ihm wird dieses Wort ganz unprätentiös intoniert, beinahe gesprochen. 

Neben seiner Laufbahn als Musiker hat er sich für die Kultur der Ureinwohner Hawaiis eingesetzt, deren fast vergessene Sprache gepflegt und ist auch als Naturschützer in Erscheinung getreten. Als er im Alter von 38 Jahren verstarb, wurde seine Asche im Rahmen eines fröhlichen Festes ins Meer gestreut.

Ich möchte am Montag mal Sonntag haben

Hildegard Knef sang „Ich möchte am Montag mal Sonntag haben“, und Philippe Noiret huldigt im satirischen Film „Alexander der Lebenskünstler“ dem Nichtstun und der Faulheit. Von seiner Frau täglich zu harter Arbeit gezwungen, beschließt er nach deren Tod, das Bett nicht mehr zu verlassen. Zum Einkaufen schickt er seinen Hund, um das Bett hat er Flaschenzüge montiert, mit Würsten, Weinflaschen und anderen existentiellen Lebensmittel. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen den Dorfbewohnern, die es nicht aushalten, dass sich jemand aus dem Dorf den Normen widersetzt, er hat Fans und erbitterte Gegner, die aufeinander losgehen. Als sich eine Liebesgeschichte anbahnt und dann die Rede von Heirat ist, erinnert er sich an sein altes hartes Leben und verlässt das Dorf. Man sieht ihn eines Morgens mit seinem Hund über die Felder verschwinden. 

The Piano Has Been Drinking, Not Me

Ein „Dreiuhrmorgensong“ von Tom Waits aus der Perspektive eines betrunkenen Barpianisten. Schwerfällig torkelt die Klavierbegleitung durch das Nachtleben. Man hat das Gefühl, die Musik könnte jeden Moment zum Stillstand kommen und zerbröseln. Es zahlt sich aus, den surreal versponnenen Text mit seiner bildkräftigen Sprache ein wenig näher zu betrachten. Hier ein paar Ausschnitte in deutscher Übersetzung:

Das Klavier hat getrunken,

Meine Krawatte ist eingeschlafen,

Und die Combo ist bereits nach New York zurückgekehrt,

Die Jukebox muss dringend austreten,

Der Teppich braucht einen Haarschnitt,

Die Beleuchtung sieht aus wie bei einem Gefängnisausbruch,

Und das Telefon hat nichts zu rauchen,

Der Lichttechniker ist auf einem Auge blind,

Und mit dem anderen kann er nicht sehen,

Der Klavierstimmer hat ein Hörgerät,

Du findest die Kellnerin nicht mal mit dem Geigerzähler,

Sie hasst dich und deine Freunde, aber ohne sie bekommst du nichts.

Und die Abendkasse sabbert und jeder Barhocker brennt,

Die Zeitungen spinnen alle und die Aschenbecher sind in Rente,

Denn das Klavier hat getrunken, 

nicht ich, nicht ich, nicht ich.

Delphine

Plötzlich waren sie da. Vom Schiff aus konnte man ihre eleganten Sprünge beobachten. Die meisten Passagiere standen an der Reling und beobachteten die beiden Delphine, wie sie uns in einiger Entfernung folgten und immer wieder gemeinsam aus dem Wasser schnellten. Es schien ihnen Freude zu machen, uns eine Weile zu begleiten. Irgendwann drehten Sia ab und verschwanden. Diese Begegung hallte noch lange in mir nach.

Watching The Flowers Grow

Die Zeit gehört zu den wichtigsten Gütern, die uns zur Verfügung stehen. Manchmal ist es ganz gut, sich aus der üblichen Betriebsamkeit auszuklinken, sich einen ruhigen Platz zu suchen und sich die Zeit zu nehmen, einfach den Blumen beim Wachsen zuzusehen; watching the flowers grow – auf Englisch klingts irgendwie geschmeidiger

Somewhere

Ich hatte das Radio laufen und plötzlich tönte da diese rauhe, kaputt klingende Stimme von Tom Waits – ausdrucksstark, sehnsüchtig, mit dunklem Timbre über lyrischen Streicherklängen. Seine Interpretation von „Somewhere“ (Westside Story) ist von verstörender Schönheit. Ich besorgte mir die entsprechende Langspielplatte von ihm – wollte man damals eine bestimmte Musiknummer zu Hause habe, mußte man in den Plattenladen oder man hatte Glück und konnte den Song aus dem Radio auf Musikkassette mitschneiden, wenn nicht gerade der Sprecher alles vermasselte, indem er in den Beginn oder das Ende des Stücks hineinsprach..

Tom Waits hat mit seinen Songs eine eigene Welt geschaffen. Mal klingt es nach Ballade, dann nach Polka, dann wieder nach Blues, gewürzt mit literarisch-surrealen Texten. Er ist ein Geschichtenerzähler, der sich der dunklen Seite verschrieben hat. Dazu kommt dieser klapprige holprige Sound und seine Inszenierung als kettenrauchender, whiskytrinkender Outlaw, der in den Nachtlokalen zwischen schrägen Nachtvögeln herumhängt, und deren Lebensgeschichten lauscht. 

Somewhere  :  https://youtu.be/da3H-jwDiDU

Fahrrad in Cat´s Village

Es ist höchste Zeit, dass immer mehr Straßen den Menschen zurückgegeben werden. Zu lange wurde der Autoverkehr bevorzugt behandelt. In Cat´s Village sind nur Fahrräder zugelassen – aber das ist eine andere Geschichte.

Nothing But The Blues

Es wäre interessant der Frage nachzugehen, welche Musikstile sich anders oder gar nicht entwickelt hätten, gäbe es nicht den Blues. Entstanden als Ausdrucksmittel von Unterdrückung und Ausbeutung, hatten Sklavenarbeiter und deren Nachfolger im rassistisch geprägten südlichen Amerika mit ihren Gesängen, später dann begleitet von der Gitarre, ein emotionales Ventil geschaffen, das ihr Leiden hörbar machte. Das einfache Bluesschema gab Halt und genug Freiraum, um die eigene Situation hinauszuschreien – intensiv, rauh, pur und direkt.

Radio analog

Es gab eine Zeit, da hatten wir als einziges technisches Medium ein Radio – eine großen, schweren Kasten, alles mechanisch und analog, mit zwei Drehreglern, ein paar Tastern und dieses breite beleuchtete Display, auf dem man einen Strich wandern sehen konnte, wenn man an den Knöpfen drehte. Ich saß gerne davor, drehte an den Reglern, horchte auf die fiepsenden, knatternden, rauschenden und zirpenden Sounds und wenn eine Stimme hörbar wurde, suchte ich nach kleinen Männchen, die ich im Display vermutete aber nie fand.  

Kellergasse

Ursprünglich war die Weinerzeugung in den Händen von Adel und Kirche. Erst die Reformen von Maria Theresia und Joseph dem Zweiten haben es den Bauern ermöglicht, selbst Wein herzustellen. Am Rand der Ortschaften wurden in Lößhänge Weinkeller gegraben, wo der Wein erzeugt und gelagert wurde. Der Aushub wurde gleich verwendet, um den Kellern kleine Gebäude voranzustellen. So sind die Kellergassen entstanden – die meisten befinden sich im Weinviertel.